Der Skischuh, ein alter Hund welcher sich nach einem ersehnten Update sehnt.
Ein Schuh bleibt ein Schuh, auch wenn sich das Rad hier nicht neu erfinden lässt, zeigt die Entwicklung der letzten 20 Jahre, das Skischuhe nie so gut waren wie heutzutage. Es gibt Schuhe für alle Einsatzbereiche und jegliche Fußformen und die Industrie produziert immer mehr Wege, damit sich Skifahrer in ihren Plastikkäfigen wohl fühlen. Und eine dieser Neuerungen steht uns zur nächsten Saison bevor. Aber zu vor ziehen wir das Rad Skischuh von hinten auf.
Bei den Winterspielen von Sarajevo 1984 wurde zum zweiten Mal in der Historie des Skisports durch Schuhe Geschichte geschrieben. Der Amerikaner Bill Johnson gewann Gold auf einem Raichle Flexon Comp, einer dreiteiligen Cabrio-Schale (die bald zu einem der beliebtesten Modelle der Welt werden sollte). In diesem Skischuh fuhr er über eine Viertelsekunde schneller als jeder Skifahrer mit einem herkömmlichen zweiteiligen Schuh (4 Schnallen). Das letzte Mal, dass wir eine so radikale Veränderung in der Schuhkonstruktion gesehen haben, war 1962, als Bob Lange die Kunststoffschale einführte.
Als Bill Johnson 1984 die Goldmedaille in der olympischen Abfahrt der Herren im heutigen Bosnien gewann, sorgte er für eine dauerhafte Veränderung auf dem Skischuhmarkt. Mit dem Raichle Flexon Comp, einer dreiteiligen Cabrio-Schale (die bald zu einem der beliebtesten Modelle der Welt werden sollte), fuhr er über eine Viertelsekunde schneller als jeder Skifahrer mit einem herkömmlichen zweiteiligen Schuh. Das letzte Mal, dass wir eine so radikale Veränderung in der Schuhkonstruktion gesehen haben, war 1962, als Bob Lange die Kunststoffschale einführte. Aber jetzt, 40 Jahre nach Johnsons Sieg, der die Evolution des Skischuhs einleitete, brechen einige Marken erneut mit der Form des klassischen Vier-Schnallen-Schuhs. Für die Saison 2023-2024 werden Salomon, Atomic, K2 und Fischer jeweils einen Skischuh mit einer völlig neuen Form und einem BOA-Fit-System an der unteren Schale des Schuhs vorstellen.
Das ist eine Produktentwicklungsgeschichte, die schon lange im Gange ist. Dafür empfehlen wir den GEAR:30 Podcast auf Blister (https://blisterreview.com/podcasts/gear-30-podcast/year-of-the-boa-atomics-matt-manser-on-new-ski-boots-liners-boa-systems-ep-232), hier gibt euch der Chef-Schuh-Stratege und Skischuh Nerd Matt Manser von Atomic einen genauen Einblick wie das alles 2018 mit BOA in die Gänge kam und wo wir heute sind. Eines sei gesagt, wir sind selbst seit einigen Wochen auf Atomics neuen BOA Schuh unterwegs und können bisher nur positives in Sachen Fit und Performance vermelden.
BOA Fit Systeme sind nicht neu im Skischuhuniversum - man findet sie bei Tourenschuhen wie dem Fischer Travers, Atomic Backland, Scapra F1 und einigen weiteren Tourenschuhen. Aber es gibt einen Grund, warum BOA bisher nicht in traditionelle Alpinskischuhe integriert wurde: Alpinskischuhe müssen viel höhere Kräfte und mehr Tage im Schnee aushalten als die meisten Tourenstiefel, und das BOA-Verkabelungssystem hat nicht gerade den Ruf, besonders langlebig zu sein (frag einfach Snowboarder oder unsere Jungs in der Werkstatt). Um in einen Alpinschuh integriert zu werden, musste ein neues BOA-System entwickelt werden - eines, das bombensicher und robust ist und vor allem ein echtes Problem für Skifahrer löst.
Skischuhe sind so ziemlich die unbequemste Art von Schuhen auf der Welt. Selbst wenn sie gut passen, sitzen sie nicht gut. Viele Skifahrer haben Probleme mit der Passform über dem Mittelfuß, vor allem dort, wo die Kunststoffschale überlappt. Wenn die Schnallen der unteren Schale fest geschlossen sind, haben manche Skifahrer das Gefühl, dass der obere Teil ihres Fußes gequetscht wird. Das ist ein bekanntes Problem, für das es keine einfache Lösung gibt, da die Risthöhe von den Skischuhmachern nur schwer eingestellt werden kann. Aus diesem Grund haben die BOA-Ingenieure ein paar Jahre lang in einem Hinterzimmer getüftelt und einen neuen Schuhprototyp entwickelt, den sie K2 vorstellten (mit denen BOA dank ihrer Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Snowboardschuhen und Inlines eine jahrzehntelange Beziehung unterhält). Der neue Schuh hatte keine Schnallen an der unteren Schale, sondern ein dickes Zick-Zack-Kabel, das mit einem einzigen großen BOA-Drehknopf befestigt wurde. Wenn du das BOA-Drehrad anziehst, legt sich das Kabel um die Mittelfußknochen, ohne die Höhe über dem Rist zu verringern. Es geht darum, den Fuß näher an den Schuh zu bringen, nicht darum, die Decke des Schuhs zu verkleinern.
Aber würde ein BOA-Schnürsystem den Anforderungen des Skifahrens standhalten? Während ein herkömmlicher BOA-Schnürsenkel an seiner dicksten Stelle etwa 1,5 Millimeter dick ist, war der Schnürsenkel, der den Herstellern angeboten wurde, mindestens doppelt so dick. Dieses dicke Kabel kann im Falle eines Sturzes mehrere Zusammenstöße mit einer Skikante aushalten.
Die Skepsis bleibt, aber das Konzept funktioniert. Jetzt muss nur noch der Handel lernen, trotz der Hilfe von BOA passende Schuhe zu verkaufen und nicht zu große und bequeme Schuhe einfach lässig mit dem Rädchen „kleiner“ zu drehen. Wir werden sehen was die nächste Saison bieten wird. Eines ist sicher, wir mögen unseren BOA Schuh…