Du besitzt eine kleine Flotte an Ski (Quiver), solltest du also auch einen „Quiver“ an Skischuhen haben?
Da die Produktkategorie Backcountry immer noch explodiert, gibt es jedes Jahr mehr Schuhoptionen. Es gibt Rennskischuhe mit Gehfunktion, 3-Kilo-Skimodelle, mit denen du wirklich laufen kannst, und so ziemlich jede Option dazwischen. Egal, welche Steifigkeit, welche Eigenschaften oder welches Gewicht du suchst, es gibt ihn wahrscheinlich schon oder wird ihn bald geben. Kommen wir dem einen Schuh, der alles kann, näher oder macht der Schuhmarkt den spezialisierten Köcher zu dem, was er sein soll? Die Antwort liegt in der Passform und der Funktion. Aus dem Shop heraus können wir bestätigen, das der Hybrid Schuh immer noch am stärksten nachgefragt wird, aber auch immer mehr Kunden zu mindestens zu einer zwei Schuh Strategie zurück kommen.
Ich bin mit Skirennen aufgewachsen und habe immer noch die Mentalität eines Rennfahrers, wenn es um die Passform von Skischuhen geht. Ich mag es, wenn meine Skischuhe steif und eng anliegen, und bin bereit, für eine präzise Kontrolle etwas Wärme und Komfort zu opfern. Denn dieser Art von „Fit“ hat für mich schon immer dazu gehört, auch wenn ich mittlerweile eine Schale größer fahre und es mir eigentlich nur noch um einen super Fersenhalt und angenehmen Druck im Bereich des Spann geht. Natürlich freuen sich die Füße immer noch wenn sie Abends raus dürfen, allerdings ist es nicht ansatzweise so schlimm wie früher und ein paar Druckstellen gehören einfach dazu, so lange es keine Schmerzen sind. Das ist nicht die goldene Regel für Skischuhe, aber so habe ich Skifahren gelernt und bin daran gewöhnt. Meine Füße haben auch einen großen Einfluss auf meine Schuhpräferenzen. Als ich mit dem Backcountry-Skifahren anfing, waren wir noch alle in schweren Rahmenbindungen unterwegs und sind so auch unsere schweren Race-Boots weiter gefahren, dadurch haben wir damals bei der Abfahrt kein bisschen Leistung eingebüßt, und man war jung und es war eigentlich eh egal. Leider kam ich mit dieser Ausrüstung nicht viel zum Abfahren. Spots, die ich heute als schnelle Skimission betrachte, waren lange Wochenendtouren und mit viel Leiden verbunden.
Erst als ich nachgab und auf einen Scarpa Freedom umstieg, den wir damals neu in den Shop bekommen habe (am Anfang dachte ich noch, das ich den Freedem dringend einen geschäumten Innenschuh benötigen würde, was für Zeiten), ging mir endlich ein Licht auf. Obwohl sie nicht viel leichter waren, machten der Gehmodus und die geräumigere Passform einen großen Unterschied beim Bergaufgehen, und es stellte sich heraus, dass sie immer noch gut fuhren. Ich blieb einige Jahre und beobachtete auch aus der Bootfitter Perspektive wo die Entwicklungen hinführten. Es kam ein regelrechter Tsunami die letzten Jahre an neuen Skischuhen auf uns zu und so gut wie die Schalen heutzutage sind, waren sie sicher noch nie. Mittlerweile ist meine Allzweckwaffe der aktuelle Cochise von Tecnica. Der Schuh bietet eine unglaubliche Schaftrotation und für mich persönlich bei der Abfahrt eine super Performance. An normalen Freeride Tagen nutze ich den Schuh mit einem Neoprene Freeride Innenschuh von ZipFit. Zusammen mit dem Innenschuh konnte ich so nochmal in ein ganz neues Level des Skischuh Spiels eintauchen. Auch in meinen Alpin Schuhen / Race Schuhen nutze ich in der Regel Innenschuhe von Drittanbietern oder Wechsel Innenschuhe unter den Herstellern. So habe ich in meinem Lange RX 140 (pink Panther Edition) einen Atomic Mimic Pro Innenschuh, ich sage nur hallo Fersenhalt. Zu dem habe ich den bereits angesprochenen LV 140er von Lange und dazu noch den kommenden RS 130 Wide, purer Komfort und zusammen mit meinem ZipFit Innenschuh an jedem Tag die passenden Waffe. Hast du mitgezählt? Das wären dann schon drei Paar Schuhe die fest eingesetzt werden.
Zurück zu den Tagen des Scarpa Freedom (übrigens der Nachfolger kommt, in Zusammenarbeit mit Bode Miller, Quattro XT, solltet ihr auschecken). Bin ich mit diesem Schuhe gerne im Gelände gefahren? Nein. Auch wenn der Scarpa damals eine Offenbarung zum Tourengehen mit Rennschuhen oder den frühen 2000er Jahren mit meinem GARMOT Endorphin. Die Passform war geräumiger, die Innenschuhe sind weicher und der Flex des leichteren Kunststoffs ist nicht so weich und progressiv. Diese Faktoren sorgen für ganztägigen Komfort, einen besseren Bewegungsspielraum und ein geringeres Gewicht. Das war gut für den Zugang zu unberührtem Pulverschnee im Backcountry, aber schlecht für Mach-Speed-Rennen im Skigebiet. Die Einschuh Strategie war mit dem Scarpa Freedom ein gewagterer Kompromiss, aber man wollte ja eh nur ins Gelände und die Pisten hinter sich lassen. Wenn du beim „Lifteln“ richtig Gas gibst, wird es schnell unangenehm, wenn sich dein Fuß im Schuh bewegt, und sei es nur ein bisschen. Das Gleiche gilt für Touren in Schuhen, die deinem Fuß nicht genug Platz für eine halbwegs natürliche Bewegung lassen. Eigentlich nervt ein nicht gänzlich passender Skischuh ja doch immer. Gewisse Sachen kann man kompensieren und sind zu vernachlässigen, aber sobald dich was im Kopf nervt was unten nicht passt, dann ist es eh vorbei.
Gibt es einen guten Mittelweg? Vielleicht, aber wenn es um Spitzenleistung und Komfort geht, ist der Skischuh-Köcher der richtige Weg. Auch wenn es sich bei beiden um Skischuhe handelt, haben Skigebiets- und Backcountry-Schuhe ganz unterschiedliche Ziele und erfordern daher auch unterschiedliche Passformen. Von einem Schuh zu erwarten, dass er in zwei verschiedenen Situationen gut funktioniert, ist vielleicht zu viel verlangt. Es ist ziemlich schwierig, einen Schuh für zwei verschiedene Arten von Schuhen anzupassen....oder nicht? Auch wenn der Hybrid Schuh heutzutage ein extrem guter Kompromiss geworden ist, werden viel Fahrer hier immer den Unterschied merken. Wenn du also gerne auf der Piste fährst, gerne im Gelände unterwegs bist und zu dem noch am Tourengehen bist, solltest du dir vielleicht mehr als nur einen Stiefel zulegen.
Innenschuhe! Dieses Stück Schaumstoff hat einen großen Einfluss darauf, wie dein Stiefel passt und sich anfühlt. Ein dichter, formbarer Innenschuh wie der Intuition Powerwrap (war früher das einzige was in meine Schalen rein durfte) versteift deinen Schuh und ist in verschiedenen Größen erhältlich, damit du deine Passform anpassen kannst. Weichere Innenschuhe oder solche mit eingebauten Flexzonen (Stock Liners oder Intuition Pro Tour) sind nicht so steif und präzise, aber sie sind besser für Touren geeignet und verzeihen den Füßen einen langen Tag im Backcountry. Zwei Liner, eine Schale = zwei verschiedene Arten von Schuhen. Vielleicht ist der Köcher gar nicht nötig. Zurück zu meinem Cochise. An den meisten Tagen nutze ich ihn mit meinem ZipFit Inneschuh, allerdings an den Tagen wo ich weiss, dass der Weg länger wird, ich aber die Performance der Schale benötige und nicht auf einen echten Tourenschuh wechsele, tausche ich nur den Innenschuh und nutze den Cochise mit dem „Stock Liner“ der allerdings ein zwei kleinere Modifikationen hat. Merkt ihr was? Ei weiterer Schuh kam in Spiel, ich nutze zu meinen beiden Alpinschuhen, dem Hybrid Freeride Schuh auch noch einen echten Tourenschuh. Man weiss ja nie was die Saison so bringt und vielleicht gibt es noch gute Tourenoptionen sobald es im Shop ruhiger wird.
Auf welcher Seite stehst du? Hast du den einen Stiefel gefunden, der alles kann, oder nimmt der Stiefelköcher deine Garage ein?